
Dieses Training gehört im Outbäckle bereits seit mehr als zehn Jahren quasi zu unserem Alltag. Die kleinen Leute finden das so toll, als wäre es das leckerste Leckerlie.
Es wird sich danach gereckt…


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Müssen die Vögel dafür zutraulich sein?
Meine sind es keineswegs und ein Teil möchte auch lieber etwas Abstand zu mir halten. Dennoch schlecken hier gerne alle Schwarmmitglieder ein paar Tropfen weg. Es ist also nicht zwingend erforderlich, dass die Tiere für solche Dinge an die menschliche Hand gewöhnt sein müssen und sollte kein Grund sein, es nicht wenigstens einmal zu probieren.
Der erste Vogel, der bei mir vor gut 10 Jahren einen Tropfen von der Spritze naschte, war der scheueste von allen. Die anderen sahen das und wurden neugierig. Von da an war das Eis gebrochen und seitdem ist die „Nuckelei“ fester Bestandteil in unserem Alltag geworden. Selbst sehr scheue Neulinge wollen das hier schon in den ersten Tagen probieren weil sie sehen, dass die anderen sehr gierig danach sind.
Im Prinzip wird hier nur ein ganz ursprünglicher Instinkt der Wellensittiche angesprochen: sie stammen aus sehr trockenen Gegenden (Steppe und Wüste) und trinken am Morgen gerne Tautropfen von den Pflanzen. Dieser Tropfen auf der Spritze ist genau genommen nichts anderes und macht jeden Wellensittich neugierig!
Wann und wie sollte man das trainieren?
Wichtig wäre es vorab noch zu sagen, dass man das am Besten schon übt, wenn die Vögel gesund sind, damit sie das im Krankheitsfall bereits kennen, um Medizin möglichst stressfrei verabreichen zu können.
Die Vögel sollten sich bei diesem Vorhaben in einer aktiven Phase befinden. Wenn sie gerade schlafen oder entspannen, wird man wohl eher vergeblich auf ihre Neugierde und Beteiligung warten.
Man kann es auch über das sog. Clicker-Training erreichen, ist aber wesentlich aufwändiger und in dieser Sache nicht zwingend notwendig. Zumindest nicht bei Wellensittichen. Ich selbst habe es mir da wesentlich einfacher gemacht.
Eine Erweiterung des Trainings für später
Ich nehme dieses Training für Fortgeschrittene bewusst vorweg, zeigt es doch sehr schön, wie gerne meine Wellensittiche Wasser von der Spritze nehmen.
Geduldig warten alle Mitglieder des Schwarmes auf die Spritze, alle schön aufgereiht und in angemessenem „Hackabstand“:

Ich muss gestehen, dass es bei Foto- und Filmaufnahmen nur selten gelingt, dass alle so schön brav in Reih und Glied sitzen bleiben. Ich habe hier durch das Halten und Bedienen der Kamera in der einen, und der Spritze in der anderen Hand zu wenig Kontrolle über die Situation.
Das verdeutlicht aber sehr anschaulich, wie gierig sie danach sind. Dieses Verhalten kennt man ansonsten ja doch eher nur bei Leckerlies wie einem Hirsekolben, wenn sich plötzlich jeder selbst der Nächste ist:

Nicht selten wird sogar versucht, dem Nachbarn einen ergatterten Tropfen aus dem Schnabel zu klauen, womit der LeckerliStatus eindeutig bewiesen wäre.
Im Krankheitsfall ist es jedoch sehr wichtig, dass nur der betroffene Vogel seine Medizin bekommt und die anderen nur ein „Placebo-Wässcherchen“. Ich brauche dafür also beide Hände und meine volle Aufmerksamkeit für das Geschehen.
Wir haben deshalb unser Training über die Jahre mit der Anweisung „WARTEN“ erweitert, weil es bei mehr als zwei dieser flinken Vögel im Schwarm nicht so einfach ist, die Medizin gezielt zu verteilen. Ich sage nur „Ein Sack Flöhe wäre wohl einfacher“.
Wer sich vordrängelt, hört „WARTEN“ und setzt eine Runde aus. Das lernen sie sehr schnell und merken sich das auch. Genau wie sie es sich merken, dass die Anweisung mit Kamera in meiner Hand nicht immer durchgesetzt werden kann. Die Wellis wissen also ganz genau, wann sie mich austricksen können.
Im Prinzip ist dieses Training ganz ähnlich wie beim Clicker-Training: die Spritze ist für sie eine Belohnung wie Hirse und die gibt es nur für erwünschtes Verhalten.
Zutaten
- Wasser
- 1 ml Spritze
- 1 kleines Stück Packpapier (optional)
- 1 Portion Geduld
Spritzen gibt es verschiedene und ich empfehle für den Anfang eine 1 ml-Spritze. Auch da gibt es unterschiedliche und man muss ausprobieren, was besser ankommt. Mehr dazu weiter unten.
Ich selbst hatte am Anfang die Spritze auf dem nachfolgenden Bild mit einem kleinen Streifen Packpapier eingewickelt. So schaut das nicht gar so fremdartig aus und erinnert zumindest entfernt an ein Ästchen. Den unteren Teil verbirgt man ohnehin durch die Hand, muss also nicht eingewickelt sein.

Verschiedene Spritzenmodelle
- Omnifix-F Spritze 1 ml
- Injekt-F Spritze 1 ml
- Injekt Spritze 2 ml
- Injekt Spritze 5 ml

Die kleinen Spritzen bekommt man z.B. auch vom Tierarzt zum Abmessen und zur Gabe von Medikamenten für die Behandlung mit. Was für das Training nun besser ist, muss man einfach ausprobieren. Für die in Packpapier eingepackte Spritze würde ich vielleicht eher das erste Modell wählen, weil hier kein türkisfarbener „Stift“ zum Vorschein kommt, wenn sie leer wird. Die Modelle 2 – 4 nutze ich gerne, weil ich einen Vogel habe, der wohl auf diese Farbe steht und direkt auf der Spritze anfangen will mit baden. Auch das als Hinweis, wenn es vielleicht mit der ersten Spritze nicht so recht klappen will. Vielleicht kann auch die Farbe behilflich sein.
Es liegt alles bereit, die Vögel sind aktiv,
dann kann es losgehen…
Die Spritze wird mit der Öffnung nach oben in einer für die Tiere angenehmen Entfernung gehalten, ohne dass sie beim bloßen Anblick Stress bekommen. Die Stelle sollte für die Vögel gut sichtbar und erreichbar sein.

Wackelnde und neue Sachen werden bekanntermaßen als gefährlich eingestuft und das wollen wir soweit als möglich vermeiden. Damit man das länger halten kann, ohne dass der Arm schwer wird und man anfängt zu wackeln, sucht man sich dafür eine gut geeignete Stelle aus, die man grundsätzlich zum Training verwenden kann.
Hat man die Spritze gut positioniert, einen Tropfen so weit heraus drücken, dass er durch die Oberflächenspannung auf der Spritze stehen bleibt. Jetzt einfach nur schauen, wie die Tiere reagieren. Ist es Neugierde, vielleicht gepaart mit ein bisschen Skepsis? Dann einfach weiter halten und zeigen, nicht bewegen. So lernen sie, dass das ungefährlich ist. Mit etwas Glück kommt der Mutigste von allen her, um sich den Tropfen zu schnappen. Der Rest ist dann quasi ein Kinderspiel. Wenn ich meine doch mal überreden muss (z.B. bei Medizin), schmatze ich dazu ein bisschen, um es ihnen schmackhaft zu machen. Der Futterneid richtet das schon von ganz alleine…
Wenn alle Stricke reißen und sie es nicht annehmen wollen, weil sie ganz schreckliche Angst vor der Hand haben, könnte man die Spritze z.B. an der Voliere oder einem beliebten Platz befestigen, damit sie sich langsam an den Anblick gewöhnen können. Gut befestigt kann man einen Tropfen heraus drücken, weggehen und aus der Entfernung beobachten was geschieht. Die Vögel sollen dabei so viel Zeit bekommen, wie sie brauchen.
Verdünnung von Medikamenten
Bei manchen Medikamenten würden die Vögel pur gegeben nichts von der Spritze nehmen wollen, weil diese einen sehr starken Eigengeschmack haben. In so einem Fall ziehe ich die zu verabreichende Menge der Medikation in der kleinen Spritze auf und übertrage sie mit einer Kanüle in eine 2 ml-Spritze, zu der ich dann noch 0,5 ml (in seltenen Fällen sogar bis knapp 1 ml) Ringerlösung oder NaCl hinzu gebe. Dann ziehe ich die Spritze noch weiter auf, damit Luft enthalten ist und verschließe sie mit der Kanüle und Kappe oder einem Gummistopfen. So kann man die Mischung wunderbar schütteln, damit sich ein Gemisch bildet.
Dies ist allerdings nicht mit allen Medikamenten möglich und in manchen Fällen hilft leider nur die orale Gabe. Das wären z.B. welche, die sich nicht in Wasser lösen lassen. Das hatte ich die letzten Jahre allerdings nur sehr selten. Am Besten beim Tierarztbesuch gleich fragen, ob es mit diesem Medikament möglich ist, kurz vor der Verabreichung so eine Mischung zu machen.