Einstreu, Sand & Co

Immer mal wieder begegnen mir Ratschläge und Diskussionen rund um das Thema Einstreu, Sand & Co. In diesem Beitrag zeige ich, wie ich das in unterschiedlicher Form anbiete.


Auf dem Bild von links unten bis nach oben rechts:
Steine mit Jod und Calcium, loser Vogelgrit (mit Muschelschalen, Austernschalen, Rotstein) in großer Schale, Gritsteine mit unterschiedlichen Körnchengrößen und Zusammensetzungen (z.B. Seealgenkalk, Muschelschalen, Austernschalen, Magenkiesel, Rotstein, Calcium), getrocknete Eukalyptusblätter in großer Schale

◼️ Wie war das früher?
Dass man einfach nur Sand mit ein paar wenigen Körnchen Grit braucht und vielleicht noch einen Jod-Stein oder/und Sepiaschale dazu, ist nach meiner persönlichen Erfahrung etwas veraltet und nicht mehr auf dem Stand der Dinge.

Der Sand war wohl mehr so eine Art eierlegende Wollmilchsau, die mit ein paar wenigen Brocken Grit auch Mineralien, bzw. Magenkiesel liefern sollte und gleichzeitig als Einstreu dienen, um den Kot aufzufangen. Früher waren aber auch nur ganz kleine Käfige üblich, in denen kaum Platz für mehr Angebote vorhanden war.

Ich denke, darüber sind wir längst hinaus und bieten den Wellensittichen nebst einer ausreichend großen Voliere auch Spielplätze außerhalb an.

◼️ Einstreu als Schmutzfang und Beschäftigung
Heute verwendet man gerne andere Arten von Einstreu. Ich selbst nehme der Abwechslung wegen verschiedene Sorten.

◼️ Wichtige Mineralien
Wellensittiche brauchen für verschiedene Stoffwechselvorgänge im Körper unbedingt Mineralien. Besonders hervorzuheben wäre da z.B. Calcium, das u.a. für die Bildung der Eischale wichtig ist. Das ist aber nur einer von vielen Vorgängen im Körper eines Wellensittichs, die ich hier nicht alle beleuchten möchte.

◼️ Verzicht wegen möglichem Sandmagen?
Nun liest man immer wieder von einem sog. Sandmagen, weshalb einige Halter wohl nicht nur auf Sand, sondern auch auf Grit verzichten. Das würde ich aus meiner persönlichen Erfahrung nicht empfehlen, denn die Tiere brauchen ein gutes Angebot an Mineralien! Einen Sandmagen bekommen Wellis in der Regel nur dann, wenn etwas mit ihrer Verdauung nicht stimmt. Sie versuchen durch die vermehrte Aufnahme von Sand oder Grit diese „Magenverstimmung“ zu heilen, was am Ende leider nicht funktioniert.
Auf Sand kann man in der Wellensittichhaltung freilich verzichten, da er nach meinem aktuellen Kenntnisstand keinen wirklichen Nutzen für die Vögel darstellt. Grit, Gritsteine und Mineralsteine hingegen sollte man aber auf jeden Fall anbieten. Wichtig ist, dass man die Vögel gut beobachtet. Wenn sich einer unter ihnen plötzlich mehr als gewohnt daran bedient, ist es an der Zeit genauer hinzuschauen: stimmt vielleicht etwas nicht? Erhärtet sich der Verdacht, wäre es ratsam, den Wellensittich bei einem vogelkundigen Tierarzt vorzustellen.

◼️ Wie bietet man Mineralien am besten an?
Der Grit sollte nicht unter das Futter gemischt angeboten werden, weil man so nicht sehen kann, ob sich ein Vogel vermehrt daran bedient oder ob er nur Körner frisst.

Loser Vogelgrit extra in einer Schale angeboten und als Ergänzung dazu Gritsteine/Mineralsteine sind die bessere Wahl. Ich selbst habe eine kleine „Bar“ aufgebaut, an der sich die Vögel täglich frei bedienen können. Nicht jeder Vogel hat den gleichen Bedarf, manche scheinen auch besondere Vorlieben zu haben. Deshalb ist ein vielseitiges Angebot besonders wichtig.

Die meisten Vögel wissen offenbar genau, was sie brauchen. Mit Mücke hatte ich jedoch den Fall, dass er sich nicht das genommen hat, was er dringend benötigte: Jod. In den ersten Jahren sah ich ihn nie an einem der Jodsteine und das machte sich bei ihm auch gesundheitlich bemerkbar. Von unserer Vogel-Doc bekam er eine Jod-Lösung verordnet, die er sehr gerne aus einer Spritze nahm. Mittlerweile nutzt er das Mineralienangebot regelmäßig und er hatte nun schon länger keine nennenswerten Probleme mehr.

◼️ Vermehrte Aufnahme von Grit
Ganz nebenbei hat man mit so einer „Bar“ auch etwas besser den Überblick, wer sich da wie oft bedient. Ich sehe die übermäßige Aufnahme sogar als einer der ersten Alarmzeichen, wenn es einem Vogel nicht so gut geht.

Ich kann dazu von einer Henne mit Megas berichten, die sich den Magen mit Grit voll schaufelte und in der Folge schrecklich erbrach. Sie lebte 5 Jahre mit dieser Erkrankung. In dieser Zeit beobachtete ich so Einiges: der Grit und auch die Steine mit Magenkiesel wurden auf Anraten des Vogel-Docs komplett entfernt und nur die feinen Mineralsteine (weiß und rosa) blieben. Diese Henne war zu manchen Zeiten dann in so großer Not, dass sie sogar

Buchenholzgranulat und anderes Einstreu gefressen hat. Danach erbrach sie, genau wie nach der übermäßigen Aufnahme von Grit. Also musste sämtliches Einstreu weg. Geblieben ist für längere Zeit dann nur noch Heu. Das war eine sehr schwere Zeit für uns alle, denn durch die fehlende Einstreu entging dem ganzen Schwarm die eine oder andere schöne Beschäftigung. Die Anderen bekamen aber dennoch Grit angeboten. Allerdings nur aus einer Schale, die ich in der Hand hielt. Nur so konnte ich sicher stellen, dass die Patientin nicht wieder zu viel davon aufnahm.

Diese Erfahrung habe ich also auch gemacht, und möchte dazu raten, genau abzuwägen. Im Einzelfall muss man natürlich umdenken.

Mit der Mineralbar habe ich nun seit ungefähr 5 Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht und empfehle sie gerne weiter. Es spielt auch keine Rolle, ob alles an einem Ort steht oder über die Spielplätze verteilt. Wichtig ist dabei nur, dass man das gut im Blick hat.

◼️ Noch ein paar Impressionen

Oskar wählt heute mal den Riesenfels


Mücke bedient sich an einem rosa Jod-Stein, den er auch dringend braucht, da er lange Zeit Jodmangel hatte.

Danach noch ein paar lose Steinchen aus der Schale hinterher geschoben.


E.T. und Emma bedienen sich am weißen Stein mit Calcium

Zilla gönnt sich ein paar lose Steinchen

Danach wird noch etwas Jod geraspelt, im Hintergrund Lucy an der Schale

*Weitere Info:
Sandmagen“ bei birds-online