Mehr Naturholz bitte!

So oder so ähnlich würden wohl meine Wellis ihre Schaukeln bei mir bestellen.

Ganz besonders freue ich mich darüber, dass immer mehr Halter Sitzmöbel und Spielzeug für ihre beflügelten Mitbewohner selbst basteln. Das hat den ganz großen Vorteil, dass man alle Materialien hinsichtlich der Bedürfnisse und Vorlieben der Tiere, genau wie den bekannten Gefahren entsprechend aussuchen kann.

Ein Beispiel:
Bogenschaukeln (jene mit dem gefährlichen Seilgeknubbel oben dran) kann man fast überall kaufen und sind sehr wahrscheinlich aus asiatischer Produktion. Beim Holz weiß man nicht, welches es ist, woher es stammt und der Draht ist auf jeden Fall verzinkt.

Meine klare Empfehlung:
unbedingt selbst machen und so viele schnabelgerechte Naturholzteilchen, wie irgend möglich dabei verwenden! Bunte Teilchen sind als kleine Hingucker auf jeden Fall gut, damit Wellensittiche auch optische Abwechslung haben und so ganz nebenbei gegenüber Veränderungen aufgeschlossener werden. Für diesen Zweck sollte man diese bunten Perlen aber nicht inflationär, sondern gezielt und eher dezent einsetzen.

Beispiele, wie man sie so oder so ähnlich recht häufig in Haltungen sieht:

Viele kleine schnabelgerechte Holzstöckchen: Wellensittiche LIEBEN das!

So mancher Welli wird hier sogar überaus kreativ.

Schräg gesägte Holzscheibchen nach dem Vorbild der allgemein bekannten Bogenschaukeln, nur viel zarter und damit schnabelgerechter.

Meine persönlichen Beobachtungen:
Die Rinde wird akribisch und genussvoll abgenagt. Andere nagen etwas rabiater und reagieren sich auch gerne mal daran ab.

Unser Opi hat die Stöckchen in jungen Jahren auf der gegenüberliegenden Seite mit dem Füßchen festgehalten und sich die Teile so feste an den Kopf gehalten, dass er sich ganz gezielt schubbern konnte. Hiermit wurden also tatsächlich auch motorische Fähigkeiten unheimlich gut gefördert.

Gedrechselte Perlen

Hier das richtige Maß zu finden, ist nicht immer so einfach und erfordert unter Umständen auch etwas mehr Aufwand. Gedrechselte bunte Perlen sind für Sitzmöbel wahrscheinlich die einfachste Variante, bieten aber – bis auf die optische Abwechslung – kaum bis gar keine Beschäftigung für die Kleinen. Vielleicht werden sie bei weicherem Holz (siehe Beispiele 3 & 4, gedrechselte Perlen aus Ahorn) hier und da auch mal daran nagen, wenn sie sonst nicht so viel Nagematerial zur Verfügung haben. Einen echten Gewinn haben die Wellensittiche aber nur bei Naturholz aller Art, am besten eben mit Rinde dran.

Schön bunt und hübsch.

Mehr ist da aber leider nicht dran. Wer nicht viel Platz hat, sollte solche Möbelchen nur sehr dezent bis gar nicht einsetzen.

Für Wellensittiche ist das überaus langweilig und fad. Keine Farbe, keine Rinde, immer die gleiche Form.

Den Raum effektiv nutzen

Zum Verständnis, warum ich das zeige, möchte ich noch etwas ausholen. Die wenigsten Halter haben riesige Räume für die Vögel zur Verfügung. Ich spreche da von Dimensionen, die wahrscheinlich keiner von uns bieten kann.

Gehen wir von normal üblichen Wohnräumen aus, die meist so um die 20 qm +/- groß sein dürften. Auf diesem doch sehr engen Raum ist es selbst bei einem reinen Vogelzimmer gar nicht so einfach, für ausreichend Beschäftigung zu sorgen. Also muss das, was man den Tieren bietet, möglichst effektiv sein und der Beschäftigung dienen, den Lebensraum bereichern.

Vitamin- und Mineralstoffliefrant

Naturäste sind hier das beste Mittel der Wahl, weil die Rinde zum Knabbern einlädt. Frische Äste enthalten Vitamine und Mineralstoffe vor allem unter der Rinde. Je nach Möglichkeiten der Beschaffung und vorgesehenen Verwendung braucht man aber auch getrocknete Äste: will man kleinere Holzteilchen daraus sägen und Löcher bohren, würde sogar ich als geübter Bastler schnell an frischen Ästen verzweifeln und fix die Säge in den Schrank packen.

Getrocknete Äste haben nur leider einen Nachteil: die Vitamine gehen verloren. Dem weit verbreiteten Gerücht, dass durch die Trocknung ALLES verloren ginge, möchte ich jedoch an dieser Stelle einmal in aller Deutlichkeit widersprechen. Mineralstoffe gehen dabei nämlich nicht verloren und werten das Spielzeug damit immer noch deutlich auf.

Der Vollständigkeit halber sei hier zu erwähnen, dass Vitamine hauptsächlich über die Ernährung aufgenommen werden. Dies hier auch noch mit aufzunehmen, sprengt allerdings den Rahmen. Äste sehe ich jedenfalls nicht als den Hauptlieferanten von Vitaminen.

Nun haben viele Halter (auch ich) zudem nicht die Möglichkeit, jede Woche neue Äste zu besorgen. Selbst wenn man einen eigenen Garten in normal üblicher Größe hat, sind die Bäume und Büsche halt irgendwann kahl. Ich selbst habe daher einen guten Vorrat an getrockneten Ästen (Ernte in garantiert schadstoffarmer Umgebung) und auch vorbereitete Holzteilchen. So habe ich jederzeit die Möglichkeit, was Neues zu basteln.

Harte und weiche Holzteile

Je nach Spielzeug verwendet man weiches Schreddermaterial für schnelle Erfolgserlebnisse oder härtere Holzteile, damit ein Sitzmöbel etwas haltbarer ist. Bei Schlafschaukelchen und anderen Sitzgelegenheiten empfehle ich daher härtere Holzteile (z.B. aus Hasel-, Obstbaumzweigen), weil man sie ja nun nicht gerade mehrmals in der Woche neu bestücken kann. Ergänzend dazu dürfen Schredderspielzeuge z.B. mit Kork, Balsa und Weidenteilchen o.ä. freilich nicht fehlen. Man kann es nicht oft genug betonen:

Abwechslung, Abwechslung, Abwechslung!

Wasserstoffperoxid

Ergänzend sei dazu erwähnt, dass gedrechselte Perlen häufig mit Wasserstoffperoxid gebleicht werden. Die Nachfrage bei einem Hersteller ergab, der Kunde wünsche das so. Ob nun für Wellispielzeug oder Kinderspielzeug: man will möglichst helle Holzteile haben. Für die Tiere ist das gesundheitlich kein Problem, denn Wasserstoffperoxid zerfällt, nachdem es seine erwünschte Wirkung des Bleichens entfaltet hat zu Sauerstoff und Wasser. Zu diesem Thema befragte ich der Sicherheit halber vor einigen Jahren auch einen renommierten Tierarzt, der dies bestätigte. Also eigentlich kein Problem. Ich wiederhole mich: für die Wellensittiche ist das aber auch kein riesiger Zugewinn, wenn solche Teile überwiegen. Der Sitzast aus Naturholz reißt das dann auch nicht mehr raus. Mehr dazu ein anderes Mal…

Lebensmittelfarben

Man weiß leider nichts über die Wirkung von Lebensmittelfarben auf kleine Wellensittichkörper. Dennoch setze auch ich sie gerne dezent ein, eben weil Farben für optische Abwechslung sorgen. Verwendet man Farben nur für Teile aus härterem Holz, ist die Wahrscheinlichkeit dass Farbe aufgenommen wird eher gering, weil hier nicht so viel genagt wird. Balsa wäre hier ein gutes Gegenbeispiel, wo ich es bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht einsetze und so auch nicht empfehle.

Fazit

Zum Bastelmaterial kann ich sehr wahrscheinlich ein ganzes Buch füllen und ich werde da auf jeden Fall demnächst nachlegen und die einzelnen Themen noch einmal ausführlicher behandeln. Wichtig war mir für diesen Beitrag einmal zu zeigen, dass gedrechselte Perlen und andere bunte Holzteile durchaus gut sind, aber eben nicht inflationär eingesetzt werden sollten.

Lasst die Bilder auf euch wirken und versetzt euch einmal so gut wie möglich in einen eurer Wellies. Was würde dieser wohl denken? Was würde er machen? Oder noch besser: probiert es einfach mal aus, wenn ihr nicht eh schon dran seid.