Eine Ära geht zu Ende…

Am 30. September trat Trulla unerwartet ihre letzte Reise an und Charly folgte ihr zwei Wochen später. Die Nymphensittichhaltung ging damit nun zu Ende…

Trulla war ungefähr 5 Jahre bei uns und hielt uns alle ganz schön auf Trab. Ihr Charly war ganz anders, ruhig, besonnen, einfach lieb.

18 Jahre bin ich nun durch dick und dünn mit dem kleinen Haubenmann gegangen und er ist mein erstes Tier, das mich so lange begleitet hat. Er hat mir viel gezeigt und alle, die jetzt noch da sind, haben ihm sehr viel zu verdanken. Er ist Trulla gefolgt und hat sich heute auf seine letzte Reise begeben. Er war schon sehr krank (Nierentumor) und wollte nicht mehr. So gaben wir ihm heute das letzte Geleit…

Mein süßes kleines Entlein hat nun auch seinen Frieden gefunden…

Ich wünsche mir für ihn, dass er jetzt dort, wo immer er auch nun sein mag, wieder ganz viele Sachen knispeln kann. Ohne Schmerzen…

Und noch eine schöne Erinnerung an Trulla, weil sie so gerne genuckelt hat…

So wie es jetzt geschah, ist es für alle Beteiligten vermutlich das Beste. Dennoch bricht es mir das Herz, obwohl ich schon lange darüber nachdachte, die Nymphenhaltung zu beenden, weil ich zwei Arten auf so engem Raum einfach nicht mit gutem Gewissen halten kann. Nie hätte ich von beiden Arten mehr als 2 – 4 Tiere halten können, weil ich das als einzelner Mensch gar nicht stemmen könnte. Aber ich sah eben auch, dass ein Schwarm aus mehr als 4 Tieren einfach besser ist, egal welche Art. So entschied ich mich für die kleinen Sabbeltaschen, weil sie nicht ganz so große Flugstrecken brauchen wie die Nymphen.

Als ich die leere Transportbox in der Praxis abholte, brach ich an der Rezeption ganz fürchterlich in Tränen aus. Und es war mir einfach egal was die Menschen im Wartebereich dachten, das musste raus. Und wenn Charly oder Trulla hätten ein Testament hinterlassen könnten, dann würde da ganz bestimmt geschrieben stehen, dass die Transportbox nun an ein Vögelchen in Not vererbt werden soll. Ein kleiner Welli, der ein neues Zuhause sucht, um den Koboldschwarm im Outbäckle zu verstärken.

Ich fühlte mich schon nach Trullas leisem Gang über den Regenbogen völlig überfordert. Aber es war klar, dass ich die Nymphenhaltung aufgeben wollte, wenn einer von beiden geht. Ich hatte einfach immer das Gefühl eines schlechten Kompromisses. Beim letzten Mal hatte ich die Aufgabe nicht geschafft und Charly war wieder mal alleine, so dass Trulla zu uns kam. Rückblickend möchte ich euch nun ein klein wenig über meine Nymphenhaltung erzählen wie sie geworden ist, wie sie zueletzt war und warum ich sie aufgebe.

Charly hatte insgesamt 4 Mädels und die dritte Frau (war aber nie sicher, ob Männlein oder Weiblein) war wohl für ihn und natürlich auch für mich etwas ganz Besonderes: Ömmi (Lutino mit der typischen Glatze). Sie war nur 1 Jahr hier und starb mit 27 Jahren. Sie konnte nicht fliegen, war bei ihrer Ankunft völlig zerzaust (wurde natürlich auf Viren getestet) und wurde auch noch blind auf ihre alten Tage.

Ihr Gefieder regenerierte sich allerdings mit der nächsten Mauser und sie sah fast aus wie neugeboren:

Bei diesem Pärchen wurde ich Zeugin von etwas ganz Besonderem: sehen konnte sie zwar nichts mehr aber sehr gut riechen. Einmal spazierten die beiden in der Fußgängerzone und Ömmi blieb irgendwo hängen, weil sie was Interessantes zum Knibbeln gefunden hatte. Er ging weiter und als er bemerkte, dass sie stehen geblieben war, ging er zurück und wartete, bis sie fertig war und wieder mit ihm fußelte. Ist das nicht rührend? Ich hatte damals vor lauter Glück Tränen in den Augen. Solche Momente sind es, die mich immer wieder daran erinnern, wie wichtig es ist, Notfederchen ein Heim zu geben.

Eigens für sie hatte ich 2012 die Fußgängerzone gebaut, damit sie nicht runterfallen kann.

Es war, als wäre Charly ihr Altenpfleger. Er saß immer bei ihr und begleitete sie. Das war so besonders, dass ich ihn einfach nicht hergeben konnte, obwohl er mit mir nie etwas zu tun haben wollte. Er hatte allgemein Angst vor Menschen und er war der einzige Vogel bei mir, wo sich das nie wirklich legte. Auch war er der einzige Vogel, der nie Wasser aus der Spritze trinken wollte.

Da er nach Ömmis Tod wieder alleine war, zog Trulla bei uns ein. Sie war leider eine Handaufzucht und ganz schlimm fehlgeprägt, aber die Erfahrung hatte gezeigt, dass Charly sich immer sehr liebevoll und geduldig um arme Seelen kümmerte. Wir arbeiteten daran, dass sie langsam von mir entwöhnt wurde. Das erforderte viel Geduld und eisernen Willen. Aber es klappte! Als sie dann schwer krank wurde (Diabetes) musste sie immer wieder gepäppelt werden und sie wurde wieder anhänglicher. Ich ließ es dann so, solange sie nicht penetrant wurde, denn das würde ja wieder bedeuten, dass sie leidet und einsam ist. Wir wussten, dass sie nicht mehr viel Zeit haben würde…

Trulla wollte immer gekrault werden, lernte es aber mit der Zeit, sich auch einfach mal irgendwo selbst zu „kraulen“

Seine zweite Frau war „Vogi“. Diesen Namen brachte sie von der vorhigen Haltung mit und irgendwie blieb der…

Sie war, genau wie Trulla, leider eine Handaufzucht und eigentlich war es nicht geplant, sie aufzunehmen. Aber die Nachbarn waren überfordert und sahen, dass sie es bei uns gut haben würde. Es waren auch nur ein paar wenige Jahre, die sie bei uns lebte. Charly kümmerte sich aber rührend um sie und hatte viel Geduld mit ihr. Er zeigte ihr, dass sie eigentlich kein Mensch sondern ein Vogel ist. Sie verstarb bei einer Not-OP an Legenot.

Charlys erste Frau war 15 Jahre bei uns: Lulu

Die ersten Jahre war sie alleine, da ich dachte, dass Welli-Gesellschaft reichen würde. Ein glücklicher Zufall wollte es, dass Charly von einem Bekannten aus schlechter Haltung geholt wurde und bei uns einziehen durfte. Lulu lernte sogar noch Vogi kennen, war damals aber schon sehr krank und verstarb bald.

Charly blieb trotz ständiger Gesellschaft mit einem Artgenossen leider einige Jahre ein Schreier und ich war schon mehrfach nahe dran die Hauben abzugeben, weil ich es oftmals kaum aushalten konnte und nicht wusste, dass ich dagegen etwas tun kann, bzw. was überhaupt die Ursache ist. Er schrie stundenlang ohrenbetäubend, was selbst durch zwei geschlossene Türen noch hörbar war. Aber ich brachte es einfach nicht übers Herz ein Tier abzugeben, für das ich nun einmal die Verantwortung übernommen habe.

Mit dem Umzug aus meiner alten Wohnung hörte das Schreien von einem auf den anderen Tag auf und ich fragte mich, was das wohl gewesen sein mag? Durch sein Schreien und das plötzliche Verstummen merkte ich, dass da was grundlegend verkehrt gelaufen sein musste und es dringend etwas geschehen muss. So begann die Ursachenforschung. Ich wohnte vorher in einer relativ dunklen und schimmligen Kellerwohnung (Schimmel trat erst später auf), im Vogelzimmer war ein Kleiderschrank mit Spiegel (er sah in seinem Spiegelbild einen vermeintlichen Konkurrenten und es war für ihn wohl unerträglich), zu wenig Beschäftigung, wo auch der Strolchi (stubenältester Welli) maßgeblich an meiner Erkenntnis teil hatte… So wurden das Thema Licht und Beschäftigung, aber auch Ernährung und Platzangebot zum Thema und ich arbeitete daran.

Das tat ich in den darauf folgenden Jahren nach bestem Wissen und Gewissen und ich nahm immer mehr wahr, dass Nymphen und Wellis auf so engem Raum (jetzt 12 qm) nur ein schlechter Kompromiss sein können. Dennoch verbesserte sich meine Haltung nach und nach und alle nachfolgenden Vögelchen haben dem Charly sehr sehr viel zu verdanken, weil er sich auf seine Weise mitgeteilt hatte, dass sich dringend was ändern muss.

Diesmal sollte – so hatte ich es mir selbst und den Nymphen versprochen – wenn der letzte Nymphensittich übrig ist, dieser in eine schöne neue Haltung mit viel Platz und Beschäftigung ziehen, wo mehrere andere Nymphis sind. Soweit sollte es aber leider nicht mehr kommen, da Charly schon sehr sehr krank war. Ich hätte es sehr gerne gesehen, wenn er nochmal eine Zeit gehabt hätte, in der er es besser gehabt hätte als bei mir. Wegen Trullas Krankheit (Diabetes) konnte ich die Beiden zusammen aber auch nicht schon früher abgeben.

Für mich ist das also nicht nur ein Abschied von Trulla und Charly, sondern von der Nymphenhaltung als solche. Es bricht mir echt das Herz, denn sie begleiten mich nun schon seit über 25 Jahren (genau kann ich es leider nicht mehr rekonstruieren). Ich weiß aber genau, dass es besser so ist und dennoch vermisse ich sie ganz schrecklich.

Es ist nun gut, wie es ist und wir können nun mit größter Dankbarkeit und Erinnerung an die Hauben, besonders an Charly in eine neue Ära aufbrechen.